
Es gibt verschiedene Stufen des Bewusstseins, die uns auf unterschiedliche Weise helfen können, uns selbst und die Welt um uns herum klarer wahrzunehmen. Eine der grundlegenden Formen ist die Achtsamkeit, die sich sowohl im Alltag als auch in gezielten Übungen entfalten kann. Achtsamkeit bedeutet, den gegenwärtigen Moment bewusst wahrzunehmen und Gedanken, Gefühle sowie Handlungen aufmerksam zu beobachten – ohne Ablenkung, Bewertung oder Urteil.
Beispielsweise kann Achtsamkeit im Gehen, Essen oder Sprechen geübt werden, indem man die Aufmerksamkeit ganz auf die jeweilige Tätigkeit richtet und spürt, was im Körper und Geist geschieht. Eine besonders bekannte Form ist die Atem-Meditation: Dabei wird der Fokus auf jeden einzelnen Atemzug gelegt – auf das Ein- und Ausströmen der Luft, auf die Bewegung des Brustkorbs und auf die Empfindungen, die damit verbunden sind. Wenn Gedanken auftauchen, werden sie bemerkt, aber nicht festgehalten; die Aufmerksamkeit kehrt immer wieder sanft zum Atem zurück.
Durch diese Praxis richtet sich die Wahrnehmung nach innen, und das Bewusstsein tritt als eine Art stiller Beobachter hervor – ein Teil in uns, der Gedanken, Gefühle und Reaktionen erkennt, ohne sich mit ihnen zu identifizieren.
Diese Form der bewussten Präsenz ermöglicht es, den Moment im „Hier und Jetzt“ zu erleben, ohne ihn sofort zu analysieren oder zu bewerten. Es geht darum, einfach zu sein und wahrzunehmen, was geschieht – im Körper, im Geist und in der Umgebung. Auf diese Weise wird das Leben klarer, und es entsteht eine tiefere Verbindung zu uns selbst und zur Welt um uns.
Achtsamkeitstraining kann uns also helfen, bewusster zu leben. Doch das Bewusstsein selbst – die Instanz, die wahrnimmt – bleibt für viele Menschen zunächst verborgen bzw. ist einem selbst noch nicht präsent.
Das erwachte Bewusstsein
Wenn Achtsamkeit und bewusste Wahrnehmung ein Teil des alltäglichen Lebens werden, eröffnet sich der Raum für eine tiefere Stufe des Bewusstseins – das „erwachte Bewusstsein“. Auf dieser Ebene geht es nicht nur darum, den Moment zu beobachten, sondern auch darum, das Bewusstsein selbst zu erkennen. Hier verschiebt sich der Fokus von der reinen Wahrnehmung der äußeren Welt hin zu einer inneren Erkenntnis, bei der das Bewusstsein sich selbst reflektiert und sich seiner eigenen Natur bewusst wird.
Im Zhineng Qigong bezeichnet das „erwachte Bewusstsein“ einen Zustand, in dem das Bewusstsein sich selbst beobachtet und erkennt. Dieser Zustand wird als Mingjue – das reine, klare Bewusstsein – bezeichnet. Es beschreibt das Bewusstsein, das sich selbst spiegelt und in seiner eigenen Klarheit, in seiner eigenen Natur erkennt.
Unser Bewusstsein ist erwacht, wenn wir beispielsweise unsere Gedanken im gegenwärtigen Moment beobachten und gleichzeitig wissen, dass wir uns der Gedanken bewusst sind. Der Fokus liegt dabei nicht auf dem Beobachten der Gedanken selbst, sondern auf dem Bewusstsein, das diese Gedanken wahrnimmt.
In diesem Zustand erleben wir unser klares Bewusstsein, frei von Bewertungen, Identifikationen, Anhaftungen, negativen Emotionen und Leid. Dieses erwachte Bewusstsein kann uns zu innerem Frieden, Freiheit, Selbstheilung, Lebensfreude und Harmonie führen.
Die Bewusstwerdung des eigenen Bewusstseins schenkt uns eine tiefere Klarheit, Stärke und Freiheit. Wir sehen uns selbst aus einer neuen Perspektive und können mit dem klaren Bewusstsein über alte Muster, urteilende Gedanken, Ängste, Abhängigkeiten und selbst auferlegte Begrenzungen hinauswachsen.
Wenn wir Mingjue regelmäßig praktizieren, wird unser Bewusstsein immer klarer und stabiler. Auf einer höheren Bewusstseinsstufe wird es reiner, was es uns ermöglicht, neue Fähigkeiten zu entwickeln und ungenutzte Potenziale zu entfalten.
